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Road Train

Ein Viertel mehr Nutzlast und schnellerer Umschlag: Das sind Argumente, mit denen ein finnisches Transportunternehmen den Einsatz von überdimensionalen Kombinationen begründet.


Sisu LKW Finnland

Was hierzulande in die Kategorie Sondertransporte fallen würde, ist in dem nordeuropäischen Land halbwegs normal: Unter bestimmten Voraussetzungen sind Road Trains mit zwölf Achsen und 92 Tonnen Gesamtgewicht im Dauereinsatz. Samus Tag hat morgens um 4 Uhr begonnen, jetzt am Nachmittag haben wir uns auf dem Gelände seiner Firma verabredet. Mit dem 32-Meter-Truck beschreibt der Holzfahrer ein großes S mit erstaunlich engen Kurven, das ihn um ein langes, flaches Werkstattgebäude herum auf den Lagerplatz führt. Einen halben Meter Neuschnee haben die Meteorologen für diesen Tag vorhergesagt, ein paar Zentimeter weniger sind es letztendlich geworden, die Holzstapel ebenso tief verschneit wie die Straßen abseits von Autobahnen und wichtigen Bundesstraßen. Kerzengerade hat Samu sein Gespann eingeparkt, dann hängt er die Trailer ab und fährt mit dem Motorwagen neben den Dreiachs-Auflieger. Dessen hinteres Abteil soll zuerst beladen werden. Der Fahrer klettert in die Kabine seines Ladekrans (der man die vielen Arbeitsstunden deutlich ansieht) und wirft die Standheizung an, die in der nächsten Stunde ein gleichbleibend lautes Zischen von sich geben wird. Bevor er mit der Beladearbeit beginnt, lässt der Finne die Greifer eine halbe Minute lang um die eigene Achse rotieren, um sie gut gängig zu machen.


Das Tagespensum der 32-Meter-Kombination summiert sich im Durchschnitt auf 600 Kilometer – eine beeindruckende Leistung, wenn man die winterlichen Straßenverhältnisse berücksichtigt. Der Sisu Polar fällt nicht nur wegen der Gewichte, die der Lkw bewältigen muss, in die Kategorie Schwerstarbeiter. Das Fahrzeug ist Modelljahr 2018, kam 2019 in die Firma und wurde zunächst als forest truck eingesetzt. Nach rund 100.000 Waldkilometern und der Umwidmung zum HCT-Transporter teilten sich zunächst zwei Kollegen den Truck im Schichtbetrieb, seit einiger Zeit fährt nur noch Hasunen auf dem Polar, der nach seinen drei Lebensjahren beachtliche 900.000 Kilometer auf der Uhr stehen hat.



Samu Aleksi Hasunen

Der finnische Lastwagenfahrer Samu Aleksi Hasunen pendelt zwischen acht Plätzen, an denen Holz zwischengelagert, und den Fabriken, an die geliefert wird.


Dass der Sisu mit den Mercedes-Innereien trotz dieser intensiven Nutzung noch weitgehend problemlos läuft, ist sicher auch der guten Pflege zuzuschreiben, die K. Malmstedt Oy dem Fuhrpark angedeihen lässt: „Wir machen grundsätzlich bei allen Fahrzeugen nach 20.000 Kilometern einen Ölwechsel und tauschen nach 40.000 Kilometern alle Filter“, berichtet im Büro Hasunens Kollege Ville Siitonen, der unter anderem für die Disposition von Service und Reparaturen zuständig ist. Dann sollten die Motoren ja buchstäblich wie geschmiert laufen? „Die Mercedes-Motoren haben andere Probleme, die sich leider nicht mit häufigem Ölwechsel vermeiden lassen,“ lacht Siitonen. Nicht weiter verwunderlich angesichts der schweren Arbeitsbedingungen, die sich auch in den Durchschnittsverbräuchen niederschlagen. Bei rund 55 Litern für 100 km liegt der Flottenverbrauch bei den Sisu Polar, die das Holz aus dem Wald holen. „Wir haben einen neuen Volvo, der bis jetzt zehn Liter mehr braucht“, sagt der Serviceexperte. Sicherlich seien manche Unterschiede auch den Fahrern zuzuschreiben, trotz der Schulungen, die immer wieder einmal durchgeführt werden. Eine Differenz in dieser Größenordnung sei allerdings auffällig.


Was den Treibstoffverbrauch des HCT-Fahrzeugs angeht, hat Samu Hasunen genaue Angaben. 61 Liter genehmigt sich der 625-PS-Motor nach seinen Angaben im Schnitt. Dagegen überlegt der Fahrer auf die Frage, wie lange der voll beladene Truck brauche, um die 92 Tonnen aus dem Stand auf 80 km/h zu beschleunigen, eine Weile, ehe er antwortet: „500 Meter!“ Falsch geraten, früh am nächsten Morgen kommt eine knappe WhatsApp-Nachricht mit der korrekten Antwort: „0 - 80 1,5 - 2 km“. Der finnische Road Train ist halt nicht nur PITKÄ (lang), wie auf den gelben Schildern am Heck der XXXL-Kombinationen steht. Sondern auch ziemlich schwer.



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