Die Schlüsselrolle bei Impfstoff-Transporten
Schon im vergangenen Herbst kamen „Blickpunkt LKW+BUS“ Gerüchte zu Ohren, „ein belgisches Transportunternehmen“ würde Vorbereitungen für den Tag X treffen, um dann schnellstmöglich die Impfstoffe von der Herstellerfirma zu den Abnehmern in ganz Europa transportieren zu können. An diesem Gerücht war dann doch „etwas dran“, wie sich einige Wochen nach der Jahreswende herausstellen sollte und wie mittlerweile bestätigt wurde: Bei dem belgischenUnternehmen handelt es sich um den Logistikkonzern H.Essers, dessen Sparte Global Industry Lead Pharma seit rund 15 Jahren Hausspediteur von Pfizer ist. Pfizer wiederum ist der Partner des deutschen Pharmaunternehmens BioNTech. Über den gemeinsam vertriebenen Impfstoff redeten sich schnell auch Laien die Köpfe heiß. Was nicht nur am Dauerbrenner Corona und möglichen Wegen aus der Misere lag, sondern auch an der Tatsache, dass dieses Vakzin ganz besondere Anforderungen bei Lagerung und Transport benötigt. Minus 70 °C – wie soll das außerhalb der Werkshallen gehen, fragten sich viele Menschen. Es ist kompliziert und doch wieder ganz einfach, aber der Reihe nach.
„Ein allgemeiner Trend im Arzneimittelsektor ist der stark zunehmende Marktanteil von Arzneimitteln, die in einer temperaturkontrollierten Umgebung gelagert, transportiert und verteilt werden müssen. Für die Pharmaunternehmen ist es daher extrem wichtig, die Kühlkette zu keiner Zeit zu unterbrechen. Die geringste Abweichung kann dramatische Folgen haben. Darüber hinaus verlangen Pharmaunternehmen eine lückenlose Rückverfolgbarkeit, End-to-End-Sichtbarkeit sowie die sog. Compliance. Bei der Verteilung der COVID-19-Impfstoffe wird die Messlatte besonders hoch gelegt, da im Falle einer Unterbrechung der Logistikkette nicht nur das Pharmaunternehmen, sondern die gesamte Gesellschaft betroffen wäre. Wenn etwa die Temperatur während des Transports nicht konsequent eingehalten wird und dadurch eine große Anzahl von Impfdosen unbrauchbar geworden ist, kann das schwerwiegende Auswirkungen auf die Impfstrategie eines Staates nach sich ziehen“, umreißt Jef Molenaers, Global Industry Lead Pharma bei H.Essers, die Aufgabe des Logistikunternehmens. Er sieht Belgien aufgrund zahlreicher Pharmafirmen, die dort ansässig sind, Impfstoffe produzieren und folglich entsprechenden Bedarf haben, auch als weltweit führend in der komplexen Impfstofflogistik.
"Für die Pharmaunternehmen ist es extrem wichtig, die Kühlkette zu keiner Zeit zu unterbrechen. Die geringste Abweichung kann dramatische Folgen haben."
Doch wer darf bei H.Essers ans Steuer von einer der weit über 1.000 MAN-Sattelzugmaschinen, die das Unternehmen einsetzt, und die wertvolle Fracht vom Herstellungsort zu den Verteilzentren bringen? Auch für die Fahrer dieser Transporte gelten rigide Vorschriften und die Anforderungen der Auftraggeber. Essers-Mitarbeiter Molenaers: „Die logistischen Operationen müssen der GDP- (good distribution practices) und der GMP- (good manufacturing practices) Zertifizierung entsprechen. Alle unsere Fahrer haben mehrere darauf basierende Schulungen erhalten. Darüber hinaus erhalten sie ein Security-Training für hochwertige und/oder diebstahlgefährdete Güter. Im Anschluss müssen die Fahrer eine Prüfung über das Gelernte ablegen. Und für den Transport der COVID-19-Impfstoffe sind wir noch einen Schritt weiter gegangen. Die Fahrer müssen nun zudem an einer Schulung teilnehmen, in der sie für die Bedeutung ihrer Arbeit sensibilisiert werden.“
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